Vor der Wahl: Warschau, Altstadt Marktplatz |
Das zweite Mal zu Gast auf dem Sofa: Vanessa Pudlo
Er hat es tatsächlich geschafft: der national-konservative Andrzej Duda ist neuer polnischer Präsident - wahrlich eine kleine Sensation für Jemanden, der noch im Januar ein völlig Unbekannter auf dem polnischen politischen Parkett war. Dudas Erfolgsrezept? Er hat sich unters Volk gemischt und sich tatsächlich auf das Neuland namens Internet gewagt!
Er hat es tatsächlich geschafft: der national-konservative Andrzej Duda ist neuer polnischer Präsident - wahrlich eine kleine Sensation für Jemanden, der noch im Januar ein völlig Unbekannter auf dem polnischen politischen Parkett war. Dudas Erfolgsrezept? Er hat sich unters Volk gemischt und sich tatsächlich auf das Neuland namens Internet gewagt!
Sonntag, 20:30: Während ganz Polen gespannt auf die ersten
Hochrechnungen wartet, melden die polnischen Medien, dass die sogenannte
Wahlruhe wegen eines Todesfalls in einem Wahllokal um 90 Minuten verlängert
werde, die Ergebnisse seien erst um 22:30 zu erwarten. Die Chefs der Wahlbüros
von Duda und Komorowski wissen aber bereits zu diesem Zeitpunkt, dass es
schlecht für ihn aussieht: Bronislaw Komorowski. Entsprechend locker ist die
Stimmung unter den Duda Anhängern, sie feiern ihren neuen Star am PiS-Himmel.
22:30. Nun ist es amtlich: Andrzej Duda hat sich gegen den amtierenden
Präsidenten Bronislaw Komorowski durchgesetzt. Entspannt, aber sichtlich gelöst
betritt er die Bühne. Erwirkt frisch, erholt, jugendlich. Unter seinen
Anhängern sind viele junge Männer und Frauen, die sich von Duda eine bessere
Zukunft in und für Polen erhoffen. Eine Veränderung, wie auch immer diese genau
aussehen mag. In den Straßen Warschaus stimmen sie derweil Jubelrufe an:
"Andrzejku, Andrzejku!" (Kosename für Andrzej).
Man muss zugeben, dass Andrzej Duda die Zeichen der Zeit erkannt und für sich genutzt hat. Er und sein Team haben die aufkeimende Wechselstimmung, die vor allem unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Polen herrscht, erkannt. Sie haben auch erkannt, dass Fernsehduelle nicht mehr der Königsweg sind, um Wähler zu erreichen - und auch auf social media gesetzt. Sie haben erkannt, dass die Bürger sich von Komorowski zurückgewiesen fühlten, da er angeblich nur in seinem Präsidentenpalast hocke und sich eigentlich gar nicht für die Sorgen des einfachen Bürgers interessiere - und ein Büro für Rechtshilfe eingerichtet. Er hat den Bürgern das gegeben, was Komorowski nicht konnte, weil er es eigentlich auch nicht wollte: die Hoffnung auf Veränderung. Er hat hartnäckig und stets enthusiastisch seinen Wahlkampf in ganz Polen geführt, währen Komorowski zunächst gar keine Kampagne zu haben schien - wozu auch, seine Wiederwahl war doch nahezu sicher, dachte man.
Mit der Wahl Dudas zum polnischen Präsidenten die
Orbánisierung Polens heraufzubeschwören, wie es manche Journalisten getan
haben, ist übertrieben - vorerst . Entscheidend dafür, wie sich Polens soziale
und politische Realität in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird, sind in
erster Linie die Parlamentschaftswahlen im Herbst. Der Sieg Dudas, der zur derzeit oppositionellen PiS
gehört, sind jedoch ein enormer Ansporn für die Partei, dieses sich auftuende
Gelegenheitsfenster zu nutzen und nach der Macht zu greifen.
Duda hat die politische Parteienlandschaft aus ihrem
Tiefschlaf, ihrer Komfortzone aufgeschreckt und hat sie schmerzlich daran
erinnert, worauf es in einer demokratischen Gesellschaft ankommt: auf die
Wähler.
Es bleibt abzuwarten, ob Duda seine exorbitant teuren Wahlversprechen wirklich umsetzen kann. Eins muss man ihm aber lassen: er ist innerhalb von fünf Monaten vom großen Unbekannten zum jüngsten Staatspräsidenten der Welt aufgestiegen.
Es bleibt abzuwarten, ob Duda seine exorbitant teuren Wahlversprechen wirklich umsetzen kann. Eins muss man ihm aber lassen: er ist innerhalb von fünf Monaten vom großen Unbekannten zum jüngsten Staatspräsidenten der Welt aufgestiegen.
Vanessa Pudlo ist Praktikantin in Warschau und war live bei einer Wahlparty dabei.
Foto: SF
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