Warschau am Gedenktag an den Kaczynski Absturz, Andrzej Duda mittendrin |
Zu Gast auf dem Sofa: Vanessa Pudlo
Erst Cameron, jetzt Duda: nach dem überraschenden Sieg der Conservatives bei den Unterhauswahlen in Großbritannien am vergangenen Donnerstag wurde nun auch Polen eine unerwartete politische Wende beschert. Andrzej Duda, Kandidat für den Posten des polnischen Staatspräsidenten der rechtskonservativen Partei PiS, gewann mit 34,8% der Wählerstimmen die erste Runde der gestern in Polen abgehaltenen Präsidentschaftswahlen.
Erst Cameron, jetzt Duda: nach dem überraschenden Sieg der Conservatives bei den Unterhauswahlen in Großbritannien am vergangenen Donnerstag wurde nun auch Polen eine unerwartete politische Wende beschert. Andrzej Duda, Kandidat für den Posten des polnischen Staatspräsidenten der rechtskonservativen Partei PiS, gewann mit 34,8% der Wählerstimmen die erste Runde der gestern in Polen abgehaltenen Präsidentschaftswahlen.
Das Ergebnis gleicht einer kleinen Sensation, wurde doch zu
Beginn des Jahres ein langweiliger, weil glasklarer Ausgang der Wahlen
prophezeit, denn wer sollte Bronislaw Komorowski, amtierender Präsident und
Kandidat der liberal-konservativen Regierungspartei PO, schon ernsthaft
gefährlich werden können?
Komorowski setzte im Wahlkampf vor allem auf
Sicherheits-und Familienpolitik, Duda auf Steuersenkungen und die Absenkung des
Rentenalters, für dessen unliebsame Erhöhung Komorowski verantwortlich gemacht
wird. Selbst als der Zuspruch für Komorowski in der Bevölkerung
langsam zu bröckeln begann, stand immer noch außer Frage, dass der amtierende Präsident auch der neue
Präsident sein wird. Die Frage war bis zum Schluss nicht, ob Komorowski die
Wahl gewinnt, sondern wie: schafft er es bereits in der ersten Wahlrunde oder
muss er in die Stichwahl, weil er die absolute Mehrheit der Stimmen nicht
erreicht hat? Seit gestern Abend ist klar, dass er in die Stichwahl muss - und
das unter anderen Umständen als gedacht. Mit 32,2% unterlag er knapp seinem
schärfsten Konkurrenten, Andrzej Duda.
Dudas vermeintliche Aufholjagd und Komorowskis dramatische
Einbußen in der Wählergunst dürften maßgeblich auf sein Konto gehen: Pawel
Kukiz, polnischer Rocksänger, Systemkritiker und Hoffnungsträger der Jungen und
Frustrierten. Ohne Partei und richtiges Wahlprogramm stellte er für viele
Wähler eine echte Alternative zu den traditionell starken konservativen Kräften
in der polnischen Parteienlandschaft dar. Bei der gestrigen Wahl gewann er auf
Anhieb 20% der Wählerstimmen - und das bei einer Wahlbeteiligung von nur knapp
50%. Wie zukunftsfähig Kukiz' politisches Nicht-Programm ist, wird sich zeigen
müssen - denn jede Protestwahl, denn für nichts anderes stehen diese 20%
Wählerstimmen, muss zwangsläufig in einer neuen Frustrationswelle enden, spätestens
dann, wenn die Hoffnungen der Wähler auf bessere Zeiten wieder einmal
enttäuscht wird.
Während sich Kukiz nun mit aller Kraft, beflügelt von seinem
Wahlerfolg, auf die Parlamentswahlen im Herbst konzentriert, für die er sich
wohl tatsächlich gute Chancen ausrechnen kann, geht der Wahlkampf für
Komorowski und Duda nun noch zwei Wochen weiter. Am 24.Mai treten sie in einer
Stichwahl gegeneinander an. Auch wenn der Wahlausgang mit Dudas knappem
Überraschungssieg noch keinesfalls besiegelt ist, kann er wohl mit der
Unterstützung jener Wählergruppe rechnen, die wahrscheinlich das Zünglein an
der Waage sein wird: Pawel Kukiz' Wähler. Denn während Kukiz im Wahlkampf
zunächst äußerte, er würde im Falle einer Stichwahl keinem der Kandidaten seine
Unterstützung aussprechen, ließ er einige Tage später verlauten, dass er in
jedem Fall nicht Komorowski wählen würde, wenn es zu einer zweiten Wahlrunde
kommt. Sollte er diese Aussage noch einmalwiederholen bzw. explizit machen, dann
dürfte Dudas Sieg wohl so gut wie nichts mehr im Wege stehen. Aber wer weiß das
heutzutage schon.
Vanessa Pudlo ist derzeit Praktikantin in Warschau und konnte die Wahl vor Ort verfolgen.
Foto: SF
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen