Samstag, 16. September 2017

Pusteblume - oder die Dekadenz des Lebens


Wir leben dekandent. Wir schätzen nicht das, was wir haben oder erleben. Wir schätzen nicht die, die wir treffen. Wir sind nicht da, wenn andere uns brauchen. Wir sind nicht die, die wir sein möchten. Stattdessen denken wir, dass wir ewig leben, ewig auf dieser Erde, ewig in diesem Körper, ewig mit diesem Namen. Wir verschieben, zögern, hadern, verschließen und hassen. Bis es dann vorbei ist. Und dann ist es einfach vorbei. Aber auch nicht richtig, weil wir es nicht fassen können.

So viel vorne weg. Nachfolgend ein Gedicht für meinen Opa. Ich schrieb es ihm vor vielen Jahren.
Nach seinem Tod mit 91 fiel es mir wieder in die Hände. Für alle kulturbegeisterten alten Menschen, die sich freuen, wenn ihre Enkel schreiben, lesen und denken. 

Das Leben ist wie ein Löwenzahn.

Erst ist es nicht zu sehen,
und ruht tief in der Erde.
Langsam kommt es heraus
und wird größer - und stärker.

Dann der Durchbruch,
der Erfolg!
Strahlend steht die Pflanze da,
inmitten der anderen Blumen
auf der Wiese. 

Die Blütezeit.
Die Mitte des Lebens.
Die Blüte. 
Golbgelb wird sie von der Sonne
beschienen.

Und jeder will sie haben.

Doch es kommt der Wind,
der Sturm.
Und die goldenen Tage färben sich 
grau.

Der Löwenzahn wandelt sich und 
wird zur Pusteblume.
Es ist die selbe Pflanze
und doch will sie keiner mehr haben.

Der Wind kommt wieder und vertreut
die graue Pflanze.
Und auch das Leben verweht,
so muss es sein.

Die fliegenden Samen der grauen Blume, sie
keimen erneut.
Und die Samen des Lebens,
was passiert mit ihnen?

Foto: pixabay.com

Keine Kommentare: