Körperhülle im Sonnenstuhl |
Ich bin dann mal weg, aber ich habe mein Handy
dabei, falls etwas ist! …, aber du kannst meinen Status bei Facebook
verfolgen!
…, aber es gibt dort WLAN, ich kann also meine
Mails checken und schaue mir den Bericht dann mal kurz an! Postkarten aus dem Urlaub zu verschicken ist
eigentlich überflüssig. Wenn die Karte bei meiner Freundin auf dem Küchentisch liegt, weiß
sie doch schon, dass ich heute 15 km wandern war. Ich erinnere mich noch an das unglaubliche Gefühl,
wenn es hieß: „Sommerferien, 6 Wochen lang keine Schule!“ Damals, als Ferien
noch Ferien waren.
Von vielen Mitschülerinnen und Mitschülern hörte und sah ich dann wirklich sechs Wochen nichts. Das konnte sehr angenehm und entspannend sein. Unangenehm und verwirrend war jedoch ein stets widerkehrender Traum, der mich in jedem Urlaub nachts hochschrecken ließ: Ich träumte, dass der Urlaub vorbei sei und ich wieder in der Schule säße. Die Klassenkameraden schwärmten mir von ihrem Surf-Urlaub vor, die Lehrerin stellte missmutig den Stundenplan vor und drohte dabei mit den anstehenden Klausuren… Alles wirkte so real, dass ich mir am nächsten Morgen eine Weile die Augen reiben musste.
Von vielen Mitschülerinnen und Mitschülern hörte und sah ich dann wirklich sechs Wochen nichts. Das konnte sehr angenehm und entspannend sein. Unangenehm und verwirrend war jedoch ein stets widerkehrender Traum, der mich in jedem Urlaub nachts hochschrecken ließ: Ich träumte, dass der Urlaub vorbei sei und ich wieder in der Schule säße. Die Klassenkameraden schwärmten mir von ihrem Surf-Urlaub vor, die Lehrerin stellte missmutig den Stundenplan vor und drohte dabei mit den anstehenden Klausuren… Alles wirkte so real, dass ich mir am nächsten Morgen eine Weile die Augen reiben musste.
Mittlerweile ist dieser Traum durch die Möglichkeiten des
Internets Realität geworden. Die Gedanken, der Geist, die Seele - oder wie auch
immer man es nennen mag – ist vor Urlaubsende abgereist oder ist erst
gar nicht mitgekommen. Im Sonnenstuhl sitzt nur die Hülle des
menschlichen Körpers. Soziale Medien, könnte man meinen, dienen der Unterhaltung.
Aber nein, auch hierüber werden im universitären Rahmen Gruppenarbeiten
organisiert, man wird zudem ungefragt informiert, wie weit die anderen mit
ihrer Projektarbeit sind. Dieser permanente Einblick in die Welt zu Hause lässt
ein schlechtes Gewissen entstehen: alle sind fleißig, während man selbst im Urlaub chillt.
Größtenteils liegt die Verantwortung beim Individuum, das stimmt. Wir könnten ja einfach mal offline gehen und uns unerreichbar, also unsichtbar machen. Der Spaß hört jedoch auf, wenn zum Beispiel wichtige Referats- und Projektthemen in der Urlaubszeit; ach so etwas gibt es nicht mehr, also während der Semesterferien; was schreibe ich von FERIEN, also in der vorlesungsfreien Zeit, vergeben werden. In der Mail heißt es dann, dass die Verteilung unmittelbar erfolgen solle.
Schließt man sich jedoch dem zivilen Ungehorsam an- denn das
bedeutet offline zu sein heute- dann sind alle Themen vergeben und man muss
sich mit den Überresten des Verteilungskampfes begnügen. Das kann im
schlimmsten Fall (ich übertreibe hier ein wenig, aber nur ein klein wenig) für
das nächste halbe Jahr Stress und am Ende eine schlechte Note bedeuten. Bloß
nicht! Also doch lieber Mails checken. Und wenn man schon dabei ist; die anderen 20 Textnachrichten können ja nicht ignoriert werden. Was haben wir denn da… ach, eine Absage! Und schon ist die
Urlaubserholung auf und davon, bevor der Urlaub zu Ende ist.
In einem richtigen Urlaub kann man abschalten, loslassen,
Dinge reflektieren und verarbeiten. Es geht ums Kräftesammeln. Die
Batterie kann jedoch nicht aufladen, wenn ohne Unterbrechung Strom verbraucht
wird. Das ist menschlich und hat nichts mit Schwäche zu tun. Also: Halbe Urlaube, während denen die Gedanken schon wieder mit der
Arbeit beschäftigt sind, bringen nichts. Dann können wir es auch gleich lassen
und 365 Tage im Jahr durcharbeiten. Irgendwer wird uns bestimmt dafür
danken.
In einem richtigen Urlaub kann man abschalten, loslassen, Dinge reflektieren und verarbeiten. Es geht ums Kräftesammeln.
Nicht umsonst plant NRW - Arbeitsminister Gundram Schneider
eine „Anti-Stress-Verordnung“. Studien zeigen, dass Arbeit und Freizeit in der
Kommunikationsgesellschaft immer schwerer zu trennen sind. Daher möchte der
Minister Rahmenbedingungen schaffen, die die Work-Life-Balance retten sollen.
Die Welt aus einer anderen Perspektive, also aus einer
Urlaubsperspektive zu betrachten tut gut. Der Blick
auf das in den blauen Himmel ragende massive Felsgestein von Bergen zeigt einem aufmerksamen Betrachter, wie überwichtig wir uns im Alltag mit unserer Leistung, mit
unserer Produktivität, mit unseren Zielen und Projekten nehmen. Ich rufe also
dazu auf mutig Urlaub zu machen, also wirklich
in die Ferien zu gehen, und sei es nur eine Woche und in 20 km Entfernung.
Damit möchte ich in erster Linie mir selbst Mut machen ;)
Jetzt bin ich ein
Vorbild, höre auf im Urlaub zu bloggen und gehe offline.
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