Mittwoch, 1. November 2017

Muschelglück

© SF
 
Früher war es so einfach die Umgebung zu sehen, sie wahrzunehmen und einen Zugang zu ihr zu finden. Kinder können das! Und das ist eine Gabe, die sie nie verlieren sollten.
Muscheln suchen zum Beispiel, im Sand oder im Watt, das ist eine Kunst, die Erwachsene wieder verlernen. Ein nichtsnutziges Kinderspiel? Nein, Kinder entdecken dadurch ihre Umgebung, sie sind präsent im Hier und Jetzt, sie gehen ganz darin auf, sie sind achtsam. Achtsamkeit ist etwas, was Erwachsene erst wieder lernen müssen, bzw. was sie unbedingt lernen wollen. Mit Yoga, Meditation, Lehrgängen, Schweigekloster, Auszeit, Ratgebern, Coaches, Heiligen oder was auch immer... und Kinder können das, einfach so. Eine Schwertmuschel, eine blaue Miesmuschel, eine gelbe Herzmuschel, Seetang... welche Muschel ist noch heile? Welche ist die Schönste? Den Sand entfernen, um die Muschel zu untersuchen... Es ist ein Spiel der Konzentration, der Ruhe, der Geduld und des Hinschauens. Fähigkeiten, die wir alle im hektisch hin und her schwappenden Alltag, in der Reizüberflutung, zwischen den tausend Möglichkeiten in den Tiefen der Gesellschaft so dringend brauchen könnten.
Aber nach drei Muscheln, da hört das Spiel als Erwachsener schon wieder auf. Der Kopf ist gelangweilt und fragt sich: Wozu das Ganze? Zu Hause schmeißt man sie doch eh wieder weg.
Vielleicht eine falsche Einstellung, diese Zweckgebundenheit immer. Das ist es aber, was der eng getaktete Alltag von vielen Menschen verlangt.

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