Montag, 26. März 2018

Das Leben prägt - und verliert so etwas an Vergänglichkeit

Nichts ist von Dauer. Den einen erleichtert der Gedanke an diese Tatsache, dem anderen macht der Gedanke Angst. Er versucht das festzuhalten, aufzuhalten, einzufangen was überhaupt nicht festzuhalten ist, denn das Leben ist stärker. So viel stärker! Es zieht und zerrt ohne Rücksicht auf deine Kraft. Es ist schwer zu begreifen, dass im Leben nicht alles für immer bleibt. Dinge begleiten uns kurz, manchmal länger. Menschen gehen ein Stück mit uns, dann gehen sie wieder woanders lang. Aber sie hinterlassen Spuren, manchmal kleine, manchmal große.

Wie sehr wünschen wir uns einen Partner fürs Leben, für immer. Die Liebe des Lebens! Kein Witz, genau das zieht viele immer wieder zu Tinder, trotz Abneigung gegen diese App und Sorge vor nur sehr flüchtigen Kontakten. Oder wie sehr wünschen wir uns eine beste Freundin für immer. Man ist zusammen aufgewachsen: hat im Sandkasten gespielt, Hütten gebaut, eine Geheimsprache entwickelt, später gebrannte CDs ausgetauscht, über Jungs geredet, war der Ehrengast beim Abiball des anderen. Die beste Freundin war eben immer da, immer in der Nähe, immer erreichbar. Im Studium trennen sich dann plötzlich die Wege. Keiner weiß warum. Es ist einfach so. Aber das zu akzeptieren gelingt nicht immer. Es macht traurig. Denn Loslassen ist schwer. Dinge, Menschen oder Erfahrungen hinter sich zu lassen kann schmerzen. Es kann vergiften, wenn das Anhaften alle Freude am Jetzt und am Morgen verdrängt.

Und doch bleibt immer etwas, das mehr ist als nur eine Erinnerung: ein Glas, das eine Freundin zum 7. Geburtstag geschenkt hat. Ein Schrank, den ein Ex-Freund aufgebaut hat. Eine Fähigkeit, die ein anderer Ex bei dir hinterlässt, wie den Laptop selber zu reparieren. Oder eine Lebensweisheit, die ich von einem Menschen angenommen habe. Eine Gewohnheit, eine neue Serie, ein Spruch, ein Kind, ein Kleidungsstück, eine Idee, Motivation... Irgendwas bleibt immer. Und wenn wir allem einen Sinn geben, ist es immer gut.

Alles fügt sich irgendwie und irgendwann zu einem Mosaik zusammen. Alle Erfahrungen, Wünsche, Ratschläge, Erlebnisse, Schmerzen und Hoffnungen. Es liegt an uns das Bild zu erkennen oder einfach nur die Schönheit des Mosaiks zu erkennen. Oder überhaupt zu erkennen, dass es ein Mosaik ist und nicht ein Nichts. Das es nicht nur Chaos ist.
Das Leben ist eben kein Puzzle, wo mit Geduld, Präzision und Zeit ein in sich stimmiges, logisches Gesamtbild entsteht. Einem Puzzle liegt eine Struktur zugrunde, es gibt ein konkretes Ziel und ein Ergebnis. Und alle kommen früher oder später zum gleichen Bild. Manche schneller, manche langsamer. Aber alle bekommen irgendwann das gleiche raus.

Das Leben aber ist ein Mosaik. Es bekommen nicht alle das Gleiche raus. Und jeder muss das Bild, den Sinn selbst erkennen. Das Mosaik, das sind letztendlich wir, wir selbst als Mensch, denn wir werden zu einem Mosaik. Das Mosaik setzt sich nicht wahllos zusammen. Wir können, wenn wir uns darüber bewusst  sind, entscheiden, welche Teilchen übrig bleiben sollen.

Das Leben prägt: dich, mich, uns zusammen. Daher ist es viel weniger vergänglich, als wir zuerst glauben. Ist das tröstlich? Irgendwie schon.

Foto ©SF

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