Sonntag, 20. Mai 2018

Anderssein und die Gruppe

Hallo zusammen, nehmt gerne Platz auf meinem Sofa, hört zu, redet und denkt mit :)
Wenn wir uns fragen, warum es in der Welt so viel Streit, Hass und Krieg gibt, warum in der Politik in Deutschland so viele kleine und große Ego-Spiele gespielt werden, dann können wir uns einfach unseren Mikrokosmos auf der Arbeit, in der Familie oder im Freundeskreis anschauen. Die Muster sind überall gleich. Nur haben sie in dem einen Kontext kleine und in dem anderen große Auswirkungen. Warum wird in der Schule oder auf der Arbeit gemobbt? Warum nehmen Eltern ihre Kinder nicht so an, wie sie sind? Warum gibt es Rassismus?

Einerseits möchten viele Menschen anders sein, etwas Besonders sein, individuell und einzigartig sein. Sie möchten spüren, dass sie existieren, dass sie da sind.
Andererseits haben viele Menschen den Drang "in etwas aufzugehen", "unterzutauchen" oder "einszuwerden"... ja mit was oder wem?
Für die einen ist es die Fangemeinschaft im Fußballstadion, für die anderen die Familie, die Partnerschaft, für die anderen ist es die Arbeit, die Clique, eine Nation, Gott, eine Wertegemeinschaft...

Einfach nur Anderssein ist angestrengend. Anderssein macht anderen außerdem Angst. Schnell wird, wie man so schön sagt, "nach oben gebuckelt und nach unten getreten." Das Muster ist ähnlich: Es wird in einer Gesellschaft nach Flüchtlingen oder im Arbeitsalltag nach Azubis und Praktikanten "getreten". Das heißt erst mal: es wird gelästert, die angeblich "Schwächsten" werden vor anderen schlecht gemacht oder im wahrsten Sinne des Wortes "getreten". Lästern gehört dazu - heißt es oft in Teams. Tatsächlich? Warum? Kann wirklich auf diesem Wege ein echtes Gruppengefühl entstehen? Ist man dann ein Team + 1, sodass man diese 1 loswerden muss? Lästern verselbstständigt sich schnell, so wie aus einem Schneeball eine Lawine werden kann. Der Schaden ist vorher kaum absehbar.


Man müsste meinen, dass wir als Gesellschaft da schon einen Schritt weiter sind. Wir wissen so viel über das Thema Gleichberechtigung, Menschenrechte, Minderheitenschutz, Vielfalt, Inklusion usw... Bildung, Aufklärung, Wissenschaft... all das macht uns nicht automatisch zu einem besseren Menschen. Wir müssen erst selber zu der Erkenntnis kommen, dass wir ein besserer Mensch werden können (jederzeit) und wir müssen vor allem die Erfahrung machen, wie erfüllend ein Leben dann für alle sein kann.


Solange wir nicht wirklich unsere Denkstrukturen im Kleinen und im Alltag ändern möchten, wird auch die Gesellschaft und Menschheit als Ganzes nicht friedvoller. Wenn wir uns also "Peace" für die ganze Welt wünschen und die Regenbogenfahne schwenken, können wir genauso gut oder parallel anfangen, unsere Mitmenschen gut zu behandeln. Klingt einfach? Ist es ganz und gar nicht. Das ist viel schwieriger als auf eine Demo für den Weltfrieden zu gehen, auch wenn diese Demo durchaus wichtig sein kann.
Wir müssen natürlich gar nichts, wir müssen uns auch nicht verändern (es schreibt keiner vor!), aber es lohnt sich total! Es macht glücklich. Dann können wir gleichzeitig anders sein UND einer Gruppe angehören. Keine innere Zerreißprobe mehr, keine Schubladen, Fesseln und was uns sonst noch davon abhält, ein gutes Leben zu führen. Ach wie schön wäre das denn?!

Viele haben diesen Wunsch nach Einklang mit sich selbt, mit der Umwelt und anderen Menschen noch gar nicht entwickelt. Vergessen wir das nicht! Dazu können wir auch niemanden zwingen. Aber wir selbst können diesen Wunsch immer wieder in uns wachhalten und stärken, zum Beispiel durch Gespräche mit Gleichgesinnten. Dann wird das schon - irgendwann :D

Fotoquelle: eigenes Bild, SF

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