Donnerstag, 3. August 2017

Trauern wie Roboter-Menschen

2 Tage Sonderurlaub beim Tod der engsten Angehörigen wie Eltern, Kinder oder Ehepartner. Beim Tod von Opa oder Oma gibt es sogar nur: 0 Tage Sonderurlaub. 
Was ist das für eine Gesellschaft, in der Arbeitnehmern keine Zeit zum Trauern gegeben wird? Das soll wohl eine besonders effektive und produktive Gesellschaft sein. Was ist das für eine Gesellschaft, in der erwartet wird, dass sich das Abschiednehmen von einem geliebten oder einfach nur sehr vertrauten Menschen mal eben nebenbei vollzieht? Abschiednehmen von einem Menschen, der dich dein ganzes bisheriges Leben lang begleitet hat... Bloß keine unnötige Gefühlsduselei! Ist ja nur jemand gestorben. Schwamm dr... äh Erde drüber.

Abschiednehmen so zwischen Meeting und Kaffeepause. Soll man etwa beim Checken der E-Mails darüber philosophieren, wo der Vater oder Opa jetzt plötzlich ist? Oder dabei darüber philosophieren, was “Tod“ eigentlich bedeutet? Oder soll man am besten überhaupt nicht darüber nachdenken und weiter funktionieren...? Weil sonst könnte man ja zum Nachdenken auch freibekommen.
Besonders effektiv für die Leistungsgesellschaft wäre es doch, wenn der Arbeitnehmer sich am Wochenende oder im Urlaub vorsorglich regelmäßig mit dem Tod beschäftigt, damit er im Ernstfall seelisch vorbereitet und voll leistungsfähig ist. Denn er hat dann seine Zeitmanagement-Skills angewendet und zur richtigen Zeit am richtigen Ort vorsorglich getrauert. 
Außerdem, nach Feierabend ist ja genug Zeit zum Trauern! Dann so während der Organisation der Beerdigung und der Erbschaftsangelegenheiten...?! 
Multi-Tasking also in allen Lebensbereichen. Naja. Sehr ambitioniert.
Achja, wenn das mit den Gefühlen und Emotionen so einfach wäre... Ja was wäre dann? Dann wären wir Roboter, die sich programmieren lassen. Aber dann wären wir keine Menschen mehr.
Also, lieber Gesetzgeber, machst du Gesetze für Menschen oder für Roboter? Anscheinend für Roboter-Menschen. Die Gesetze sind gottgegeben? Wohl eher von Menschen gemacht. Also auch von Menschen zu ändern.

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